Inter­view mit markt&wirtschaft westfalen

Mün­ster, 30.04.2016: Wir haben ein Inter­view mit markt&wirtschaft west­falen geführt. Unser Faz­it: “Die Zukun­ft wird nass­er, stür­mis­ch­er und trock­en­er: Der Bedarf für mobile Hochwasser­schutzsys­teme wird stetig wachsen.”

Men­schen, die Sand­säcke schlep­pen, um den Fluten des her­an­na­hen­den Wassers ent­ge­gen zu wirken:  Solche Bilder haben wir schon häu­fig gese­hen. Sie zeigen immer wieder, wie hil­f­los wir den Naturge­wal­ten aus­geliefert sind. Ins­beson­dere Kom­munen, aber auch Unternehmen und Bürg­er müssen sich den Her­aus­forderun­gen stellen.
„Men­schen ver­lassen die Städte, weil die Angst vor Hochwass­er wächst, zu groß ist das Risiko, alles zu ver­lieren. Dadurch kann Städten langfristig ein Attrak­tiv­itätsver­lust dro­hen“, sagt Hart­mut Wibbel­er, der vor vier Jahren die AQUABURG Hochwasser­schutz GmbH grün­dete. Mobile Schutzsys­teme kön­nen helfen, ohne großen Aufwand, ohne Lager und Logis­tik bei dro­hen­den Gefahren schnell zu han­deln.  „In Hochwasser­si­t­u­a­tio­nen sind viele helfende Hände notwendig. Schließlich zählt hier jede Minute. Die Logis­tik ist jedoch eine enorme Schwelle, die man stem­men muss und die let­z­tendlich über Erfolg oder Mis­ser­folg entschei­det“, weiß Unternehmer Wibbel­er. Die bish­erige Prax­is sei nicht nur zeit­in­ten­siv, sie fordere auch viel zu viel Man­pow­er. Sicher­heit müsse ein­fach umzuset­zen sein, robust und ohne viel Mate­r­i­al, dachte sich der Münsteraner.

Schnel­ligkeit, Sicher­heit und Wirtschaftlichkeit in einem System 

Seine Idee war genial und ein­fach zugle­ich: Hart­mut Wibbel­er entwick­elte eine mobile und flex­i­ble Hochwasser­schutzwand, die soge­nan­nte AquaWand. Das Beson­dere der weltweit einzi­gar­ti­gen Schutzburg: Sie wird in Gefahrenge­bi­eten direkt vor Ort in einem Betonkanal gelagert, zum Beispiel im Teil eines Bürg­er­steigs oder Deichs. Dro­ht Hochwass­er, ist die Schutzwand mit weni­gen Arbeitss­chrit­ten und in kürzester Zeit aufge­baut. Nach dem Gebrauch wird sie wieder im Betonkanal verstaut.

Die Schutzwand beste­ht aus Stahlp­fos­ten, die orts­fest ange­ord­net und schwenkbar sind, ein­er flüs­sigkeits­dicht­en High-Tech-Mem­bran sowie druck­ab­sorbieren­den Edel­stahlnet­zen, die im Boden mit dem Betonkern ver­bun­den sind.

Das gesamte in sich geschlossene Sys­tem funk­tion­iert völ­lig autark. Alles ist sich­er miteinan­der ver­bun­den, nichts kann ver­loren gehen. Es gibt kein­er­lei Schrauben, die Mon­tage funk­tion­iert mit weni­gen Hand­grif­f­en. „Hier kommt Low-Tech und gle­ichzeit­ig auch High-Tech zum Ein­satz. Schließlich liegt die Schutzwand auch schon ein­mal Jahre im Boden, um dann plöt­zlich in Minuten startk­lar für die Wasser­massen zu sein“, beschreibt Wibbel­er seine Idee vom best­möglichen Schutz.

Dieser wird noch ergänzt durch ein Flut­warn­sys­tem. Hier erfol­gt eine Unwet­ter­war­nung auf das Smart­phone. Die autarke Wet­ter­sta­tion misst den Regen- und Wasser­stand im Gefahren­bere­ich, kom­biniert diese mit den Wet­ter­vorher­sagen und warnt den Nutzer frühzeit­ig mit ein­er präzisen Flutvorhersage.

Der Entwick­lung der AquaWand sind gut zwei Jahren Forschungs- und Entwick­lungszeit voraus­ge­gan­gen.

In Koop­er­a­tion mit dem Insti­tut für Wasser­bau der Tech­nis­chen Uni­ver­sität Ham­burg-Har­burg und dem Insti­tut für Kli­mafol­gen­forschung ist die mobile Wasser­schutzwand unter nahezu realen Bedin­gun­gen auf Herz und Nieren getestet worden.

Trotz­dem musste der Exis­ten­z­grün­der auch viel Überzeu­gungsar­beit leis­ten. „Oft­mals reagieren poten­zielle Kun­den erst ein­mal skep­tisch auf alles, was neu ist. In so einem kon­ser­v­a­tiv­en Markt ist man nicht gle­ich willkom­men. Es gab auch Phasen, wo ich das Gefühl hat­te, einen Schritt zurück anstatt nach vorne zu gehen“, berichtet Wibbel­er von seinen Erfahrun­gen. Geholfen habe ihm seine Ein­stel­lung. „Man muss von seinem Pro­dukt felsen­fest überzeugt sein und den Willen haben, dass man es schaf­fen kann.“

Mit­tler­weile sind die ersten Schutzwände instal­liert. Die Res­o­nanzen sind pos­i­tiv, das Ver­trauen ist gewach­sen. Das motiviert den Spezial­is­ten, sein Konzept zu opti­mieren und die Effizienz weit­er zu steigern. Der find­i­ge Unternehmer hat bere­its weit­ere Ideen im Kopf. Zusät­zliche Pro­duk­te als Ergänzung zur mobilen Schutzwand sollen kün­ftig entste­hen. Und auch die Ver­größerung der Schutzhöhe auf etwa vier Meter, ist ein Ziel des Jungunternehmers.

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